Der Vorleser von Bernhard Schlink [#Rezension]

Der Vorleser entwickelt sich
zu einer schockierenden und traurigen Geschichte.

Worum geht es?

Der Schüler Michael Berg muss sich auf offener Strasse übergeben, in seiner Not kommt ihm Frau Schmitz zur Hilfe. Als er sie am nächsten Tag besuchen möchte, um sich bei ihr zu bedanken, beobachtet er sie dabei, wie sie sich anzieht. Schnell entwickelt sich zwischen den beiden eine intensive Liebesbeziehung, die immer dem selben Rhythmus folgt. Sie baden, er liest ihr vor und sie lieben sich. Doch eines Tages verschwindet Hanna Schmitz und lässt Michael ohne eines Wort des Abschieds zurück. Doch er wird sie schon bald wieder sehen, nur weiss er davon noch nichts…

Erster Satz:
„Als ich fünfzehn wahr, hatte ich Gelbsucht.“

dervorleser

Klappentext

Sie ist reizbar, rätselhaft und viel älter als er … und sie wird seine erste Leidenschaft. Sie hütet verzweifelt ein Geheimnis. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden. Erst Jahre später sieht er sie wieder. Die fast kriminalistische Erforschung einer sonderbaren Liebe und bedrängenden Vergangenheit.. (Quelle: Diogenes


Meine Meinung mit Spoilern!

Im Rahmen der Diogenes Lese Challenge habe ich mich nun dass zweite Buch gewagt und mich mit dem Vorleser beschäftigt. Die Geschichte begann für mich etwas seltsam und ich musste mich erst mit dem Gedanken gewöhnen, dass hier von einer Liebesbeziehung zwischen einem minderjährigen und einer über 35 jährigen Frau berichtet wird. Doch schnell wird einem klar, hier geht es nicht, um die Liebe zwischen den beiden, sondern um die Liebe zu Büchern, zum Vorlesen und zum Zuhören.

Michael liest Hanna aus verschiedensten Büchern vor und man fragte sich zurecht, wieso liest sie die Bücher nicht selbst? Und noch bevor, Bernhard Schlink das Geheimnis von Hanna preisgibt, war mir klar; Sie kann nicht lesen. Sie ist Analphabetin.

Die Geschichte, welche in drei grossen Lebensabschnitten aufgeteilt wurde, wird durchweg von dieser Tatsache begleitet. Auch wenn es im ersten Abschnitt nicht wirklich erwähnt wird, merkt man in einigen Szenen bereits, dass Hanna nicht lesen kann. Doch Michael, blind vor Liebe, bemerkt dies nicht und erst als sie ihn verlässt und sie sich Jahre später im Gerichtssaal gegenüber stehen, wird ihm dies schlagartig bewusst.

Die Tragik an der ganzen Sache ist aber; Hanna, die bei der SS als Aufseherin furchtbares getan hat, wird durch ein Schreiben zu einem Geständnis gezwungen. Doch anstatt das Hanna zugibt, dass sie Analphabetin ist und damit das Formular gar nicht lesen konnte, schämt sie sich dessen so sehr, dass sie sogar lieber ins Gefängnis geht.

Mir ist aufgefallen, dass in anderen Rezensionen, besonders auf die Thematik der SS eingegangen wird und die furchtbaren Geschehnisse im KZ besprochen werden, doch kaum jemand erwähnt, dass dies alles daraus resultierte, das Hanna nicht lesen oder schreiben konnte.

Hätte sie sich nicht so sehr geschämt und dies viel früher zugegeben, wäre sie wahrscheinlich nie zur SS gegangen. Nichtsdestotrotz kann Michael Hanna nicht vergessen und obwohl er weiss, welch schlimme Dinge sie getan hat, fängt er an ihr wieder vorzulesen. Diesmal jedoch nimmt er sich selbst dabei auf Kassetten auf und schickt ihr diese ins Gefängnis. Was danach geschieht ist tragisch und schön zugleich. Schön weil Hanna endlich Lesen und Schreiben lernt, tragisch weil das Ende einen wie einen Schlag in den Bauch trifft.

Schreibstil und Cover

Der Schreibstil ist schlicht und knapp gehalten, so dass man zu Anfangs etwas distanziert an die Geschichte rangeht. Doch mit der Zeit entwickelt sie die Sprache im Buch und man findet unglaublich schöne Stellen darin. Besonders die Gespräche über Liebe und die philosophischen Gedanken und Fragen von Michael. Das Cover ist schlicht und passend, so wie man es sich von Diogenes gewöhnt ist.

Fazit

Ein meiner Meinung nach sehr wichtiges Buch. Denn es bespricht nicht nur die schrecklichen Taten in den KZ’s sondern auch die Tragik rund um den Analphabetismus. Erst am Ende erkennt man alle Zusammenhänge und stellt fest wie verwoben das ganze ist. Für mich auf jeden Fall ein Buch, das man gelesen haben sollte.

Bewertung
Buchlänge ♥♥♥♥♥ (5/5)
Schreibstil ♥♥♥♥♥ (5/5)
Botschaft ♥♥♥♥♥ (5/5)
Lesevergnügen ♥♥♥♥♥ (5/5)


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Der Vorleser| Roman|208 Seiten
Diogenes Verlag| Cover | ISBN: 978-3-257-22953-0
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rezensionen im ueberblick

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One Reply to “Der Vorleser von Bernhard Schlink [#Rezension]”

  1. Ich glaube die Schule hat mir dieses Buch ein bisschen vermiest. Ich gebe dir recht, dass es sich um eine sehr wichtige Thematik handelt, aber davon abgesehen fand ich die Arbeit an diesem Buch derart anstrengend, dass es mir leider nicht in bester Erinnerung geblieben ist… 😉 Schade drum!

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